Montag, 17. Mai 2010

Kapitel 2 - JEDER Kommentar ist gewünscht! (:

Als es schon dunkel und kalt ist, ich die Hand schon nicht mehr vor Augen sehen kann, gehe ich doch in das Haus, wo ich so ungern drin bin. Ich hasse diese Jahreszeit! Obwohl es bereits Mitte April ist, das Wetter ist mehr als bescheiden.
Ins Haus tropft es rein, ich friere mir den Hintern ab. Man mag es kaum glauben, dass in diesem Haus überhaupt noch Jemand lebt. Die eingerissenen Wände auf der rechten Seite erinnern mich an den Tag, an dem ich zu spät kam. Die Baumaschinen konnte ich aufhalten ihre Arbeit zuende zu bringen, aber trotzdem hatte dieser Tag Spuren hinterlassen. Allein die Erinnerung daran treibt mir die Tränen in die Augen. Wer hätte gedacht, dass ich, Bill Kaulitz, eines Tages beim Anwalt meines Freundes um dessen Haus kämpfen müsste, weil dieser es nicht konnte? Ich, Bill Kaulitz. Wer heißt schon Kaulitz? Immerhin hatte ich es geschafft und das Haus war noch da. Es zu reparieren wird Monate dauern. Und ohne Kohle kann ich wohl eh Nichts ausrichten. Mein letztes Geld ging an die Hypothek des Hauses. Ich konnte nicht zulassen, dass es abgerissen wird.
Mir einen Überblick über das Ausmaß der Zerstörung verschaffend, stehe ich still in dem Flur des Hauses, nicht wissend, was ich jetzt tun sollte. es sieht aus wie Tag und Nacht hier drin. Auf der rechten Seite Zerstörung, auf der linken Seite die Habseligkeiten eines 22-Jähringen. Als die Männer an den Baumaschinen ihre Arbeit niederlegten und weg waren, versuchte ich verzweifelt zu retten, was zu retten war. Ich versuche bis heute das Haus so gut zu halten, wie ich kann. Es ist sauber und ich muss sagen, dass ich rechtzeitig gekommen war. So schlimm ist es Alles nicht. Die Ansätze der Vorderfront sind eingerissen, aber nicht vollkommen zerstört, ich sitze also immer noch in vier Wänden und nicht im Garten. Ich weiß, man kann es sich schlecht vorstellen, es ist auch nicht so wichtig für das Verständnis meiner Geschichte.
Fakt ist: Ich heiße Bill. Bill Kaulitz. Aber ich heiße einfach nur Bill. Wer heißt schon Kaulitz? Das Leben, dass ich hatte, ist Vergangenheit. Der Junge, der ich mal war, ist Vergangenheit. Ich lebe allein im Haus meines Freundes, der . . .
Okay, es hat ja eh keinen Sinn es euch vorzuenthalten. Vielleicht sollte ich reinen Tisch machen? Nichts ist wie früher und Nichts wird wie früher sein, denn Alles hat sich verändert. Ich weiß weder wo mein Bruder Tom ist, noch ob Gustav je in sein Haus zurückkehren wird. Kann. Die Zukunft wird es zeigen. Alles was ich weiß ist, dass ich hier bleiben muss. Gustav zuliebe. Ich passe auf das Haus auf, solange er es nicht kann.

Ich lasse mich auf meinem Bett sinken, meine Möbel habe ich mittlerweile hier anliefern lassen. Die Wohnung, die ich mit Tom in Hamburg hatte, habe ich vor einigen Wochen aufgegeben, nachdem mein lieber Bruder in der Nacht nach dem endgültigen Aus unserer Karriere, seine Sachen nahm und verschwand. Die ersten Wochen war mir das ganz Recht, ich wollte ihn nicht mehr sehen. Konnte nicht etragen zu sehen, wie er sich zunehmend selbst zerstörte. Nicht dem Menschen in die Augen sehen, den ich so sehr liebte und gleichzeitig so dafür hasste, was er die letzten Monate mir und unserer Band angetan hatte. Mit der Band verloren nicht nur wir unseren Job, sondern auch die gesamte Crew verlor im gewissen Sinne ihre Existenz. Die Verantwortung, die wir diesen Menschen gegenüber trugen, verlor mit einem Mal ihre Bedeutung. Für Tom. Für uns. es gab keine Band mehr ohne Gustav, der seit diesem Abend im Krankenhaus und ohne Tom, der seit er realisiert hatte, was passiert war, verschwunden war. Ich habe keine Ahnung, ob sich irgendwas an Toms Lebenswandel geändert hat, oder ob Alles genauso ist. Ich weiß nicht, ob er sich wieder im Griff hat.
Alles was ich weiß ist, dass ich das so langsam nicht mehr etragen kann. . .
Ich rolle mich auf meinem Bett zusammen und versuche zu schlafen, was mir auch nach einigen Versuchen und Umdrehen gelingt.

Als ich am nächsten Morgen erwache ist mir klar, dass ich mich endlich trauen muss Gustav zu besuchen. Als ich das letzte Mal bei ihm im Krankenhaus war, es ist jetzt drei Monate her, bin ich zusammengebrochen. Seitdem habe ich mich nicht mehr getraut. Der Entschluss steht fest, ich muss zu Gustav ins Krankenhaus. Ich telefoniere regelmäßig mit seiner Schwester Franziska, die mich über seinen Gesundheitszustand informiert. Mit Gustavs Eltern habe ich keinen Kontakt mehr. Sie wollen ihn nicht. Ich glaube hier wäre mal wieder mein Name angebracht: Ich heiße Bill Kaulitz. Ich bin der Bruder von Tom Kaulitz. Dem Jungen, der ihrem Sohn das angetan hat. Der Junge, der sich nicht im Griff hatte und der diesen schrecklichen Unfall ausgelöst hatte. Ich bin Bill Kaulitz. Wie dem auch sei.
Ich mache mich also fertig, räume ein wenig auf, frühstücke. Ich beschließe während ich meinen Kaffee trinke, dass ich dringend hier aufräumen muss. So richtig. Gustavs Kram liegt überall rum und ich habe keine Ahnung, was überhaupt in den Kisten ist, die hier verteilt stehen. Gustav war bereit auszuziehen. Er hatte so viel getan, dass er hier wohnen bleiben konnte, Nichts half. Jetzt bleibt er. Er weiß es noch nicht. Wie auch?

Nachdem ich mich angezogen habe mache ich mich auf den zum Bus, der mich zum Krankenhaus bringen soll. Bis Eppendorf war es von mir ein ganzes Stück, aber die Buslinie 20 bringt mich direkt vor die Türen des Haupteingangs der Uniklinik. Wie in Trance steige ich aus, mache mich auf den Weg und gehe auf die Station auf die ich muss. Es fühlt sich schrecklich an wieder hier zu sein, doch ich weiß, dass es richtig ist. Ich melde mich im Schwesternzimmer an und kriege gesagt, dass ich direkt zu Gustav gehen kann. Ich bin aufgeregt, fühle mich als müsste ich mich übergeben, aber ich bleibe stark.
Von Franziska weiß ich, dass sein Zustand stabil ist, aber er ist seit diesem Tag nicht aufgewacht. Man weiß nicht, ob er überhaupt jemals aufwachen wird. Diese Ungewissheit ist schrecklich. Sie frisst einen von innen auf. Ich hoffe so sehr, dass bald Alles gut wird. Diese Hoffnung trage ich seit bald 10 Monaten mit mir rum. Am 14. Juli 2010 ist es geschehen. Jetzt ist Mitte April. Ich fühle mich elend. Ich glaub ich muss kotzen.Während ich die Tür öffne geht es mir gleich besser. Ich weiß, dass es richtig ist hier zu sein. Ich weiß es. Ich fühle es.
Als ich Gustav in seinem Bett sehe mit den Schläuchen im Hals wird mir schlecht. Mir steigen die Tränen in die Augen. Ein Stuhl steht neben dem Bett, ich nehme Platz. Wie aus Reflex nehme ich Gustavs Hand. "Hey, wie geht es dir?" . . .
"Ich weiß nicht, ob du mich hören kannst.. aber..", meine Stimme versagt. ".. ich hoffe einfach, dass du mich hörst. Ich will dir was sagen.. Ich habe dein Haus gerettet, ich wohne bei dir. Ich bin eingezogen.. Ich weiß nicht, Tom ist irgendwo, ich bin alleine.. " Schon laufen mir die Tränen über die Wangen. "Ich weiß, ich war nur zwei Mal hier.. aber ich konnte nicht kommen.. ich hoffe du bist nicht sauer. Georg ist mit Melanie nach Berlin gezogen. Ich weiß nicht, aber ich glaube er brauchte den Abstand einfach..".
Ich atme tief ein. Würde mich in diesem Moment Jemand fragen, wie ich mich fühle, ich könnte keine Antwort geben. "Ich habe deine Sachen in Ruhe gelassen.. also nicht, dass du denkst ich gucke mir da irgendwas an.." Ich atme ein. Schaue ihn an. Flüstere: "Ich glaube ich habe schon seit Monaten nicht mehr gelacht."

In diesem Moment geht die Tür auf. Ein Mann im weißen Kittel steht in der Tür. "Herr Kaulitz, kann ich sie einen Moment sprechen, bitte?"

2 Kommentare:

  1. Ich bin begeistert! (:
    Sehr gut angenüpft!
    Das war ein sehr unwohles Gefühl zu lesen, dass das Haus fast abgerissen worden wäre! :(
    An deiner Stelle hätte ich gar nicht wirklich gewusst, wie ich da weiterschreiben kann, aber du hast es sehr gut gemacht! (:
    Jetzt frage ich mich, wie ich das Ganze weiterlaufen lassen soll! =D
    Ich weiß nicht, wie oft ich es schon gesagt habe, aber ich möchte es zu Beginn unserer Geschichte noch ein Mal tun: Ich liebe deinen Schreibstil und lese so unglaublich gern Geschriebenes von dir! (: ♥
    Du schreibst auch so gut aus der Ich-Perspektive! Das liest sich klasse!

    Mir kommen die ganze Zeit fragen in den Kopf,was denn wohl genau passiert sein könnte - was Tom getan hat, was mit ihm ist und was genau Gustav hat... und dann fällt mir ein, dass ich jetzt weitermachen werde! hahaha.
    Da hast du die Geschichte doch schon ordentlich ins Rollen gebracht und während du die ersten Fragen geklärt hast, hast du gleich neue aufgeworfen. (:
    Ein tolles zweites Kapitel! <3
    "Ich heiße Bill. Bill Kaulitz. Aber ich heiße einfach nur Bill. Wer heißt schon Kaulitz?" <3

    Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird. HAHAHA. (:
    Was sagt der Doktor?! (:

    Das wird wunderbar und macht mir gute Laune!
    Super geworden!!
    Jule <3

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  2. Super, super, super, ich bin soo begeistert!! Mich fesselt dieses ganze Projekt seit gestern Abend soo sehr und du hast es sooo gut weitergebracht! Ich bin total euphorisch! Und ein schön offenes End hast du Jule auch dagelassen :D

    Es passt perfekt! Das Haus, du hast es praktisch weitergebaut, nicht, wie ich es mir vorgestellt habe, aber das ist genial. Ich finds jetzt shcon super, wenn sich das so verschiebt. Es wird genau so sein, eine Geschichte mit dem Einfluss aus drei Fantasiewelten, aber das ist sooo gut.

    Und Gustav.. ja, ich bin gespannt, was da mit ihm passieren wird, mal sehen, was das nächste Kapitel bringt. (;

    Und das - "Ich glaube ich habe schon seit Monaten nicht mehr gelacht." - ist das Schrecklichste. :( Nicht schön, aber so wird es sein. Alleine und verlassen. In einem Jahr hat sich alles gedreht.

    Ich bin so forh über alles und es wird so gut, ich bin schrecklich gespannt. Aber sowas von. Das hast du super gemacht, das macht mich schrecklich froh! <3

    Und nun, abwarten auf den nächsten Teil!! Ich freu mich!! <3

    Kuss Rita

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