Sonntag, 17. April 2011

Kapitel 11 - Teil 2

Ich betrete das mir mittlerweile vertraute Gebäude, von dem ich wünschte, dass es mir viel fremder wäre und gehe auf die Empfangsdame zu. Erneut wird mir die mir unerwünschte Vertrautheit bewusst, denn als die junge Frau mich sieht, nickt sie mir einfach nur zu, lächelt und beugt sich dann wieder über ihre Unterlagen. Natürlich kennt sie mich. Nicht, weil ich Bill Kaulitz, der Sänger von Tokio Hotel bin – oder war? – sondern weil ich hier bereits so oft ein und ausgegangen bin, dass eine Anmeldung einfach nicht mehr nötig ist. Auch ich kenne die junge Frau bereits. Und noch mehr kenne ich. Den Gesichtsausdruck und den Blick, mit dem sie mich eben angesehen hat. Mitleid.
Seitdem bei uns alles in die Brüche gegangen und mein Leben aus dem Ruder gelaufen ist, sehe ich diese Blicke ständig. Ob ich die Menschen kenne oder nicht – sobald sie mich erkennen, mischt sich Mitleid in ihre Mienen. Ich hasse das.
Es geht sie nichts an. Es macht nichts besser. Und im Grunde bedeutet es nichts.

Ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden, drehe ich und bewege mich nun schnellen Schrittes auf die Aufzüge zu. Davor warten bereits zwei Personen und als ich den Aufzug erreiche, öffnet sich dieser gerade und zum Vorschein kommt ein junger Krankenpfleger, der sich zusammen mit einem Patienten im Rollstuhl bereits in der Kabine befindet und offensichtlich auch nicht vor hat hier auszusteigen.
Kurzentschlossen wähle ich die Treppen und während ich zwei Stufen auf einmal nehmend nach oben eile, beginnt mein Herz zu rasen. Und das nicht nur, weil ich eine unterirdisch schlechte Kondition habe. Bereits nach wenigen Minuten habe ich Gustavs Zimmer erreicht und als ich die Hand auf die Klinke lege, verlässt mich fast der Mut. Erneut sehe ich die Bilder aus meinem Traum. Sehe wie die Stecker sämtlicher Geräte aus der Wand fliegen. Doch dann gebe ich mir einen Ruck und trete ein.

Gustav hat bereits Besuch. Es sind tatsächlich seine Eltern, die links und rechts an seinem Bett sitzen und nun beide die Köpfe heben und mich ansehen. Es liegt keine Wut in ihren Blicken. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie wirklich wahrnehmen, wer vor ihnen steht.
Für eine kleine Ewigkeit bleibt mein Herz stehen, denn ich habe Angst, dass bereits heute der Tag der Entscheidung sein soll. Ihre Blicke deuten zumindest darauf hin.
„Hallo Bill“, sagt Gustavs Mutter nach ein paar weiteren verstrichenen Augenblicken im Flüsterton. Ihre Stimme ist trocken. Sie klingt rau wie Schmirgelpapier und vollkommen leblos. Das jagt mir eine Heidenangst ein. „Setz dich zu uns“, höre ich nun die Stimme ihres Mannes. Sie ist natürlich tiefer, doch sonst unterscheiden sich beide Stimmen kaum voneinander.
Wie automatisch, als wäre es gar nicht ich, der handelt, nehme ich mir einen weiteren Stuhl, ziehe ihn ans Fußende des Bettes und setze mich.
„Ich muss mit euch reden. Bitte. Es ist sehr wichtig.“
Meine Stimme klingt fremd und wieder scheint es so, als wäre es nicht ich, der dort spricht. Denn ich habe das Gefühl, dass ich kein Wort rausbekommen könnte. Doch anscheinend hat mein anderes Ich Mut und Zuversicht, denn meine Stimme ist fest und entschlossen, als ich weiterspreche.

Kapitel 11 - Teil 1


„Deutsche Bankgemeinschaft Hamburg, Meisner, was kann ich für Sie tun?“, meldet sich eine freundliche Stimme am anderen Ende der Leitung. „Guten Tag... hier .. hier ist..“, ich zögere kurz, ewig habe ich meinen Namen nicht genannt. „Hier ist Bill Kaulitz, ich hätte gerne einen Termin zur Beratung bei Ihnen.“

Kurz darauf habe ich einen Beratungstermin für die kommende Woche und den ersten Schritt meines Planes. Ich habe nicht viele Pläne, aber ein paar Dinge stehen immer noch fest. Ich muss Gustav und irgendwie auch Tom retten, damit ich wieder ein einigermaßen normales Leben führen kann. Ich  kann nicht mehr so leben, wie ich es die letzten 10 Monate tue, kann nicht mehr trostlos in meine Zukunft sehen. Ich muss leben. Ich will, dass sie leben und das es ihnen gut geht. So, wie sie es verdient haben.

Eine halbe Stunde später hält der Bus vor der Uniklinik, in der Gustav liegt. Ich hasse es hier zu sein und es wird sich nie ändern, aber ich hoffe so sehr, dass ich seine Eltern treffe. So sehr, dass ich alle Ängste vergesse, meinen Freund dort wieder im Koma liegen zu sehen und mir vorzustellen, dass es nie wieder gut werden würde.

Montag, 7. Februar 2011

Eigentlich eine Schande..

Seit genau 213 Tagen ist hier Nichts passiert und dabei war es so ein tolles Projekt.
Was tun? Zeit für was Neues? Alles nochmal lesen und weiterschreiben? Nie wieder schreiben? Blog schließen? Liebe?